Pamela Pabst ist Deutschlands erste von Geburt an blinde Strafverteidigerin. Sie arbeitet in ihrem Traumberuf und hat bis hierher einen langen Weg beschritten. Zusammen mit der Autorin Shirley Michaela Seul entstand das Buch „Ich sehe das, was ihr nicht seht – Eine blinde Strafverteidigerin geht ihren Weg“.
Auf 203 Seiten in 12 Kapiteln nimmt Pamela Pabst den Leser mit in ihre Welt. Das einst kleine Mädchen, fasziniert vom Wort „Mandant“ hatte einen großen Traum: Jura studieren. Es war zwar eine große Herausforderung diesen Traum zu erfüllen, aber sie hat es geschafft und ist heute selbstständige Anwältin. Über den Weg bis hierhin, die kleinen Tücken des Alltags und warum sie als Blinde kein trauriges Leben führt, hat sie geschrieben. Ein lesenswertes Buch was Mut macht, voller Humor ist und manches Aha-Erlebnis bereithält.
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Rezension Pabst from Juristischer Gedankensalat on Vimeo.
Im Rahmen der Eröffnungsveranstaltung des Potsdamer Vereins proSehen e.V. hat Pamela Papst am 10.05.2014 in Potsdam eine Lesung incl. Signierstunde gehalten. Ich hatte das große Vergnügen daran teilzunehmen und ein kurzes Interview mit ihr zu führen.
Gedankensalat: N24 schrieb über sie „Pamela Papst vertritt die ganz harten Sachen.“. Wie darf man das verstehen?
Pamela Pabst: Ich glaube was N24 damit meinte ist, dass eben auch diese Sachen bei mir landen. Es ist nicht so, dass ich die seichten Sachen ablehne und nur die harten annehme. Bei mir landen auch viele kleinere Sachen oder auch Zivilrechtssachen. Es ist das Leben was tatsächlich passiert und dazu gehört nunmal auch das vollendete Tötungsdelikt, die Vergewaltigung oder auch das Opfer einer solchen was nachts verfolgt wurde.
Gedankensalat: Warum ausgerechnet Strafrecht?
Pamela Pabst: Weil ich die Kriminalfälle so spannend fand. Sich in die Welt der Kriminalität hineinbegeben, aber sich dann trotzdem auch wieder rausziehen, also nicht jemanden aus der Familie haben der kriminell geworden ist, sondern sich beruflich damit beschäftigen und sich in völlig fremde Welten zu begeben und Leute kennenzulernen die sowas wirklich gemacht haben und dann aber auch privat die Tür hinter sich zu machen zu können, das fasziniert mich.
Gedankensalat: Glauben sie es fällt Ihnen leichter Strafsachen zu bearbeiten, weil sie die Taten nicht sehen? Z.B. die Tatortfotos?
Pamela Pabst: Meine Angestellte sagt mir manchmal, ich solle froh sein, dass ich die Fotos nicht sehen kann. Aber das macht für mich keinen Unterschied.
Gedankensalat: Hatten sie während des Studiums mal den Gedanken abzubrechen?
Pamela Pabst: Nein nie. Keine einzige Sekunde. Auch wenn die Noten zwischendurch mal nicht gut waren, ich habe nie ans Aufgeben gedacht. Mein größter Traum war: Ich wollte ins Gericht, ich wollte dort mitmachen. Seit 1994 war ich regelmäßig im Gericht als Praktikantin und mein größter Wunsch war dort dazu zu gehören. Ich wollte alles tun um mir diesen Wunsch zu erfüllen. Das war meine Triebfeder.
Gedankensalat: Wie haben sie die Examensvorbereitung empfunden?
Pamela Pabst: Die Examensvorbereitung hat mir unglaublich viel Spaß gemacht, weil man vor dem Examen das erste und letzte Mal in seinem Leben das breiteste juristische Wissen hat. Man ist alles in Personalunion: Sachbearbeiter im Bauamt, Bundesverfassungsrichter und Staatsanwalt.
Gedankensalat: Haben sie während des Studiums nach geeignter, entsprechend aufbereiteter Literatur suchen müssen? Oder gibt es da von den Verlagen Angebote?
Pamela Pabst: Ich habe ausschließlich mit Schwarzschrift Büchern, so nennt man als Blinder die normalen Bücher, gearbeitet. Diese habe ich zum Auflesen zum Blindenverein gegeben. Die haben mir die dann auf Kassette gelesen. Was kostenintensiv war, da ein Lehrbuch mit 200 Seiten was auf 25 C-90 Kassetten gepasst hat ungefähr 300 DM.
Für die Hausarbeiten habe ich in der Bibliothek durch direktes Vorlesen gearbeitet und in der Vorlesung habe ich alles eins-zu-eins mitgeschrieben und diese Mitschriften dann als Skript genutzt.
Gedankensalat: Haben sie den „goldenen Tipp“ für jeden Studenten der sich die Frage stellt „mache ich weiter?“
Pamela Pabst: Es gibt ja unterschiedliche Typen. Wenn jemand bei mir im Büro sitzt, der schon angefangen hat und dann sagt „Wenn ich da in der Klausur sitze und der A schlägt den B, dann tut mir der B so leid und ich bin schon so geschockt, dann kann ich die Klausur garnicht zu Ende schreiben“ – dem sage ich dann „Überleg ob es das richtige ist“. Ich versuche immer den Leuten zu sagen: Wenn ihr das wirklich wollt, wenn ihr wirklich in euch drin spürt dass ihr das wirklich gerne möchtet, dann solltet ihr weiter machen. Wenn ihr aber in euch drin spürt, es ist eigentlich nicht meins, aber irgendwie möchte ich das Examen doch machen, dann überlegt euch ob ihr es nicht vielleicht doch bleiben lasst, denn das ist zu halbherzig. Dafür ist das Examen zu extrem, zu schwer um es einfach nur zu machen um es zu haben.
Gedankensalat: Gab es Leute die Ihnen – trotz zwei Staatsexamen – nicht zutrauen als Juristin zu arbeiten?
Pamela Pabst: Jein. Einerseits die Ablehnung im Öffentlichen Dienst, ich hab ein ordentliches Examen und es gab sehr viele Mitbewerber und dazu war es denen auch zu kompliziert.Denn ich wollte ja Strafrichterin werden.
Es gab auch Kollegen die gesagt haben, sie trauen mir jede Menge zu, aber sie trauen mir nur zu im Hinterzimmer die Sachen zu bearbeiten und sie tragen das dann dem Mandanten und vor Gericht vor. Weil sie sich nicht vorstellen konnten wie der Kontakt mit den Mandanten als Blinde laufen soll. Aber gerade auf das Auftreten vor Gericht kam es mir ja an, das ist mein Elixier, davon lebe ich.
Der Potsdamer Verein pro Sehen e.V. hat das Anliegen der Inklusion sehbehinderter und blinder Kinder und junger Erwachsener. Innerhalb der Veranstaltung am 10.05.2014 stand der Dialog zwischen den Betroffenen, deren Angehörigen, Augenärzten, Hilfsmittelherstellern, Lehrern und Interessierten im Mittelpunkt. Ziel des Vereins ist es, dass Betroffene ein selbstbestimmtes Leben entsprechend ihrer Fähigkeiten führen können.
Neben Pamela Pabst war eine weitere Studentin anwesend, die über ihren Alltag in der Uni als Blinde berichtete. Für mich war die Veranstaltung sehr interessant, zum einen weil ich mich das erste Mal wirklich bewusst damit auseinander gesetzt habe, unter welchen Umständen ein Studium für einen blinden oder sehbehinderten Menschen möglich ist. Für weitere Informationen besucht die Webseite des Vereins www.prosehen.org